Zwangsversetzt
Und nu? Da stand ich nun mit meinen neuen Erkenntnissen und ja natürlich bekam ich wieder und wieder zu hören und noch viel mehr zu lesen, wie die richtige Ernährung bei Divertikulose ausschauen sollte und was soll ich sagen, natüüüüürlich war es die, die man ja täglich zu hören bekommt. Essen Sie mehr Gemüse, Essen Sie ausgewogen, weniger Fleisch, weniger Fett, angemessene Bewegung, mediterane Küche und und und..Frau kennt all diese Weisheiten.
Zu dem Zeitpunkt war ich „frei nach Wolfram Eilenberger“ ein erfolgreicher nicht praktizierender Vegetarier. Wusste ich natürlich, wie ich mich richtig ernähren sollte, aber meine Lieblingsgerichte passten irgendwie so gar nicht zu diesen Zutaten. Mir war klar, dass ich dringend was verändern musste, aber hey, ich war gerade erst gefühlt dem Boandlkroamer von der Schippe gehüpft und brauchte erstmal Erholung. Kurz um, ich sah mich außer Stande mich jetzt auch noch einer kompletten Ernährungsumstellung zu widmen und mich damit auseinander zu setzen, von der Lust mal ganz zu schweigen.
Gut, nachdem ich die erste Scheibe Mischbrot nach Tagen der Abstinenz gegessen hatte, bekam ich üble Blähungen und damit massive Bauchschmerzen und mir wurde recht schnell klar, ok, da habe ich keine Wahl, entweder ich stell mich dem jetzt oder über kurz oder lang, lieg ich auf dem OP-Tisch und hab einen künstlichen Darmausgang. Alleine diese Vorstellung und die mit dem „falschen Essen“ einhergehenden Schmerzen, machten mir recht schnell deutlich, dass ich wohl dringend was ändern musste.
Nachdem ich zu diesem frühen Zeitpunkt absolut davon überzeugt war, dass ein Leben ohne Brot für mich zwar möglich, aber sinnlos wäre, suchte ich mein Heil in einem Brotbackkurs, in dem ich lernen wollte, von dem „bösen“ Weißbrot weg zu kommen und vollwertig, sprich Faserreicher und vor allem Vollkorn zu essen. Die Quintessenz daraus war, dass ich probierte und probierte und ich kein, aber auch wirklich überhaupt kein Brot mehr vertrug und ich begann langsam, schleichend immer weniger Brot zu essen bis mir auffiel, dass ich es ganz nebenbei geschafft hatte, alleine aus der Angst vor den schmerzhaften Blähungen, über mehrere Wochen kein Brot mehr zu essen. Hui? Es ging also doch. Hätte ich mir selbst gar nicht zugetraut.
In der Anfangsphase tat ich mir aber immer noch sehr schwer von viel Fleisch, viel Fett, viel Milchprodukten, viel Hefegebäck viel zu viel Süßkram und dem Zucker darin, loszulassen.
Da mir aber ja klar war, dass ich gegen mich selbst nur verlieren konnte, versuchte ich es damit, mir klar darüber zu werden, von welchem Laster ich am schwersten wegkäme und suchte nach Alternativen. Also, nachdem ja bekannt ist, dass meine Generation absolut Zuckersüchtig ist und ich mittendrin und der Mega-Kohlehydrat-Zucker Junkie war, beschloss ich: zuerst muss der Zucker weg. Dank der heutigen Zeit gab es aber bereits die Alternative Xucker und Erythrit, mit deren Hilfe ich erstmal Stück für Stück über die Dauer von gut 2 Jahren, den Zucker ersetzte wo es ging.
Zu der Zeit entdeckte ich aber auch meine neue große Leidenschaft: das Backen. Durch das Buch „Die 1 % Methode“ wusste ich bereits, dass, wenn ich mir eine neue gute Gewohnheit angewöhnen und eine schlechte loswerden wollte, ich mir die schlechte so unangenehm wie möglich machen musste. Also hieß es ab sofort. Ok, du Krümelmonster, wenn du was „vom Bäcker“ willst, back es dir selbst, oder es gibt nix. Ab da begann ich fleißig Zwetschgendatschi, Bratapfelzimtschnecken und all die Wunder von „Sally“ zu backen und ab damit in die Gefriertruhe um für die sicherlich kommenden Gelüste gewappnet zu sein. Das funktionierte wunderbar. Gut, die Blähungen waren noch da, aber durch das selbst backen mit Dinkelmehl und das Ersetzen von Zucker, wo es ging, wurden sie schon sehr viel weniger. Die erste Hürde hatte ich nach gut 2 Jahren gemeistert.