Übergewicht und Entzündungen
Meine Hoffnung, dass damit jetzt ein großer Schritt in Richtung – Keine Darm Op, geschafft wäre, hatte sich relativ schnell wieder zerschlagen. Zwar hatte ich nur noch einen weiteren Schub, in dem sich nochmal ein Divertikel entzündete, aber da sich die Ernährung noch nicht wirklich grundlegend verbessert hatte und ich nach wie vor immer noch ab und an in alte schlechte Gewohnheiten (meist bei starken Belastungen und Problemen) fiel, war das Gewicht immer noch viel zu hoch für meine Zwergengröße. Die Bewegung hatte ich eigentlich schon gut umgesetzt bekommen, als mir der tägliche Mega-Stau auf den Münchner Straßen so auf den Senkel ging, dass ich beschloss, ganzjährig mit dem Fahrrad in die Arbeit zu fahren. Bei mir war das sehr gut umsetzbar, da ich gerade mal 8,52 km einfach zur Arbeit habe und diese auch noch überwiegend weit ab von den stark befahrenen Straßen auf gut ausgebauten Fahrradwegen im Münchner Norden gut zu bewältigen sind.
Also stockte ich meinen Klamottenvorrat für das All-Jahres-Radeln kontinuierlich auf und radle seit gut 8 Jahren nach wie vor zur Arbeit. Das habe ich inzwischen auch absolut schätzen gelernt, da nach den 8,25 Std. täglicher überwiegender sitzendender Tätigkeit, das Radeln mehr Segen denn Last ist. Ich genieße es absolut bei Schneetreiben durch den Olympiapark zu radeln und die viele frische Luft, darauf will ich nicht mehr verzichten, von der Stauabstinenz mal ganz zu schweigen, keine Parkplatzprobleme und um Welten günstiger. Bei Corona kam noch ein großer Vorteil dazu, alleine radeln an frischer Luft. Kurzum, für mich gibt es keinen Grund auf die Öffis oder das Auto auszuweichen und die Fitness kommt noch kostenlos mit obendrauf aufs Pluskonto der guten Gewohnheiten.

Aber nachdem ich ja weiß, dass das Zuviel an Gewicht und das falsche Fett am falschen Ort nicht nur optisch, sondern auch ganz besonders gesundheitlich echt doof ist, war mir klar, das Fett muss weg.
Nachdem Übergewicht in meiner Familie (und auch Großfamilie) immer ein Thema war und diverse Abnehm-Orgien mal mehr mal weniger zu Ergebnissen geführt hatten, begann ich Ende 2018 damit, mir Hilfe bei Gleichgesinnten auf die einfachste Art, bei Facebook, zu suchen. Nachdem ich darin auf einen jungen Kerl Namens Til Gehlhausen stieß, der doch da tatsächlich von sich behauptete 70 Kilo verloren zu haben und sein Gewicht seitdem hält und der sein Buch – „Klick im Kopf“ bei Facebook verschenkte, dachte ich mir, ok, les ich mal und trug mich in seine „Beschenktenliste“, zahlte die 5,95 Euro Versandgebühren und gleich noch 10 Euro drauf, für das Hörbuch „Klick im Kopf“ zum Download…..was gut 5 min danach dazu führte, dass ich mich selbst steinigte mit geistigen Selbstbeschimpfungen: „Oh man, du dumme Nuss! jetzt hast du bei Facebook deine Adresse rausgegeben und noch 15,95 Euro für Versand/Hörbuch überwiesen, eigentlich solltest du es doch wirklich besser wissen. Jetzt haben die deine Adresse, deine Kontonummer, du gehörst „der Katz“ und das zurecht, weil du auf den ältesten Trick der Welt reingeplumst bist und dann noch ein 26 Jähriger – was weiß der vom Leben? Ich war zerrissen zwischen Angst und Wut auf mich selbst, wie ich nur so dämlich sein konnte…und dass nur weil ein so junger Schnösel Geld macht mit der Verzweiflung dicker Menschen. Ich bin soooo dumm!!!“
Ich verbuchte es unter „Lehrgeld“ und lud mir trotzdem das Hörbuch herunter, hatte ich ja schließlich Geld dafür gelöhnt. Hörte aber noch nicht rein, weil ich mich so über mich selbst ärgerte. Was ich zu dem Zeitpunkt nicht ahnte, war, dass dieser Tim Gehlhausen ein grundanständiger Kerl ist und für mich dieser „dämliche Fehler“ ein großer großer Glücksfall wurde.
Am nächsten Tag, begann ich beim Kochen mit dem Hörbuch und war sehr schnell geflasht – Gut, wer Audible Hörbücher gewöhnt ist, tat sich mit der von Tim selbst aufgenommenen Variante etwas hart, weil die 1. Version recht mies war. Aber gut, er war nun mal kein professioneller Sprecher, das war mir ja klar und schließlich ging es in 1. Linie um den Inhalt. Das Schönste daran war, ich mochte ihn sofort. Er kam so vertraut rüber, als ob ich ihn schon ewig kannte und er mir das gerade so erzählen würde als stünde er neben mir und so hörte ich sein Hörbuch in allen Situationen. Erst beim Kochen, dann beim Einkaufen, beim Walken, beim Radlfahren, er war überall an meiner Seite und erzählte mir so nebenbei, wie es war als Jugendlicher massiv übergewichtig zu sein, was dazu führte, dass er mit dem Abnehmen begann, mit welchen Schwierigkeiten er mächtig kämpfen musste und dass was mich am meisten ansprach, war: Er war jemand wie ich! Kein Arzt, kein Ernährungsberater, kein Sportsguru mit einer makellosen Figur, sondern ein junger BWL Student, der mit 140 kg weit mehr an Kilos auf die Waage brachte als ich in meinen stärksten Zeiten.
Aber er war selbst massiv übergewichtig, sprich er wusste eindeutig wovon er sprach, er musste selbst über all die Hürden (und er hatte weit mehr Hürden zu überwinden als ich mit meinen paar Kilos zu viel). Aber alleine schon dadurch, dass er kein durchtrainierter Möchte-gern: Ich weiß was in dir vorgeht und ich habe die Lösung all deiner Probleme-Prolet war, hörte ich ihm zu.
Na ja, durch Tim‘s persönliche Art, holte er mich genau dort ab, wo ich mit meinem Übergewicht fest hing. Bei mir ging es nicht so sehr um den Sport, eher darum, dass ich mein Essverhalten nicht mehr unter Kontrolle hatte.
Er erzählte einfach nur von sich, ohne mir gleich wieder „klar zu machen“ was ich falsch machte, wie ich es besser machen müsste. Nein, er erzählte erstmal nur von sich: Wer er war, was in seinem Kopf vorging, mit welchen täglichen Hindernissen er kämpfte. Ich wurde so Teil seines Lebens und erkannte mich in vielem wieder und wann, warum und in welchen Situationen ich mit Essen kompensierte, genau wie er. So schuf er Gemeinsamkeiten und eine Basis, dass ich ihm überhaupt zuhören wollte.
Er schilderte wie er lernte den Zusammenhang von medizinischen Grundlagen zu verstehen, gab Tipps und Tricks in Sachen Büchern (die seiner Meinung nach verständlich vermitteln konnten, was da im Körper abgeht, ohne dass man dafür ein Medizinstudium benötigt) im Tracking von Lebensmitteln (mit welchen Apps/Programmen er gearbeitet hat) wo deren Stärken und Schwächen sind, aus seiner Sicht, welche Lebensmittel mir dabei helfen werden länger Satt zu bleiben, dass und warum Vorkochen einen wichtigen Teil ausmacht, sein Stopp-Essen hat bei mir sehr viel verändert. Kurz um, dieser junge Mann, hat mich in 6 Monaten dazu gebracht 22 Kg abzunehmen und dies mit Freude und Spaß an der Sache. Für mich ist er ein ganz wichtiger Mensch geworden und seine inzwischen richtig große Facebook-Gruppe spricht für sich. Eigentlich hat er sich auf dem Sektor als Personal-Trainer selbstständig gemacht und als Coach für stark übergewichtige Menschen und seine Erfolge setzen Maßstäbe. Er ist einfach ein toller Mensch, der vielen Menschen hilft, wenn sie sich helfen lassen wollen.
Sicher, dass schreibt Tim auch immer wieder in seinem Buch, erzählt es in seinen Podcasts auf seiner Facebook Seite: Nur du kannst dein Denken Verändern zu deinem Essverhalten, zu deinem Sportverhalten zu deinem Körper allgemein und deswegen hat er sein Buch auch „Klick im Kopf“ genannt. Er macht dir klar:
Seelenpflege ist das A und O.
Ab da war mir klar, will ich meine Entzündungen, meine Divertikulose und mein Gewicht in den Griff kriegen, ist der nächste Schritt…der zu mir selbst.