Hameln lässt grüßen
Schwupps und schon wieder ist ein Jahr rum, in denen meine ach so tollen Pläne so gar nicht funktioniert haben, zuerst suchten mich pünktlich zu Weihnachten diese üblen Covid19-Mistviren heim und kurze Zeit später, als ich schon voller Vorfreude meine neuen vielversprechenden Tomatensorten von meinem Tomatenvorbild: Thomas Seidl – der Tomatenflüsterer vom Mondsee, liebevoll ausgesäht hatte und ich bereit war für ein neues Gartenjahr voller leckerer Ballaststoffe aus meinem Garten….kamen die Ratten!
Da half all mein Meditieren nix, diese mehr als ungebetenen Gäste in meinem Komposthaufen, fanden es dort natürlich auch so gemütlich, dass immer mehr große Löcher in meinem Garten auftauchten. Die hochintellegente Aussage unseres Hausmeisters auf mein neues Problem: „mia hom ma koane Razen do“ (Übersetzung für Nicht-Bayern: Wir haben hier keine Ratten) völliger Unsinn war, ist selbsterklärend. München ist eine Großstadt und ich weiß, wir haben noch viel unangenehmere Zeitgenossen hier, die des nächtens durch die Straßen streifen, als nur Wanderratten. Mir reichten diese aber schon dicke und ich wollte sie loswerden.
Also schrieb ich der Stadt München (weil Ratten sind ja schließlich meldepflichtig) und es kam, wie cool, ein Mitarbeiter der Stadt München auf dem Motorrad angebraust, um mich fachmännisch zu beraten. Er besah sich meinen Garten und machte mir unmissverständlich klar: „ja, das sind eindeutig Wanderraten und Sie dürfen so schnell wie möglich anfangen zu beködern, anders bekommen sie die nie in den Griff, aber keine Schlagfallen, die Biester sind viel zu schlau, die gehen da nicht rein. Bitte verwenden Sie spezielle Rattenfallen, da kommen keine Igel und Katzen etc. dran. Die Giftköder wirken zeitverzögert, anders würden die Ratten diese nicht fressen. Wenn sie sehen, dass ihre Familienmitglieder sterben, nachdem sie die Köder gefressen haben, gehen sie nicht mehr dran, die wissen genau, was abgeht!, ach ja und ihre Komposthäufen entsorgen Sie bitte in der Hausmülltonne, weil das Rattengift ihren Kompost mit vergiftet, bitte nicht mehr auf ihre Beete verteilen!!!!“

Puh, ok, alleine die Erkenntnis, dass mein Garten (der Denker drehte wieder vollends am Rad) von Ratten übersäht ist, meine mühevoll hochgepäpelten (inzwischen waren es schon 2 geworden) Komposthäufen für die Vernichtung waren und mein liebevoll biologisches Gemüse jetzt nun erstmal nicht mehr von meinem besten Kompost profitieren würden, war ein harter Schlag, der wieder zu Frust und falschem Essen führte. Die Erkenntnis, dass ich jetzt immer wieder (ca. alle 6 Monate) neu beködern muss, weil diese üblen Gesellen meist in dem Zeitraum wieder kämen (so zumindest die Erfahrung der Stadt) sorgten wieder für einen Dämpfer in meinen Vorstellungen. In meiner navien Vorstellung, die Mistbieser seien in Kürze alle erfolgreich dezimiert und sie würden sich hier nicht mehr wohlfühlen und umziehen und nie wieder kommen, waren dahin.



Und dann noch die Aussage, dass ich mich über Mäuse im Garten doch bitte richtig freuen dürfe, weil Ratten und Mäuse Nahrungskonkurrenten sind und wenn schlagartig alle Mäuse weg sind, ich gleich wieder mit dem beködern anfangen solle…ouh man, soviel meditieren konnte ich gar nicht, ich sah nur noch Ratten und Mäuse um mich rum. Aber da mir ja die Mäuse schon viel zerfressen hatten und überall ihre Nester rein bauten, alles vollgepinkelt hatten, freute mich so gar nicht. Gut zur Zeit waren auch nirgends welche zu entdecken, was mich nicht wirklich fröhlich stimmte. Die Spuren der Ratten, die meinen Wasserschlauch durchgebissen hatten, weil er ihnen im Weg war, waren offensichtlich.

Ok, so leicht lasse ich mich nicht unterkriegen, ich befolgte den Rat des Rattenbeauftragten, schaffte mir eine Menge dieser speziellen Fallen an und begann zu beködern, wenn auch sehr unwillig, aber mir war natürlich klar, wenn ich jetzt nicht handle, sitzen die neuen Untermieter ganz schnell womöglich in meinem Wohnzimmer…die Vorstellung reichte vollkommen aus.
Annehmen, akzeptieren und loslassen, hier war sie wieder: meine Gelegenheit zu üben. Auf meine Frage, ob es da nicht besser wäre die Komposthäufen wieder abzuschaffen, meinte der liebe Berater: nein, die Stadt München befürwortet es, wenn Gartenbesitzer selbst kompostieren und die Ratten brauchen nicht unbedingt einen Komposthaufen um einzuziehen, was ja die vielen großen Löcher in meinem Garten eindeutig zeigen würden, sie graben sich einfach ein und Futter wäre ja auch ausserhalb meines Gartens in Hülle und Fülle vorhanden, die Mülleimer an den Bushaltestellen und da den Leuten ja das Essen und vieles andere förmlich aus der Hand fällt, anstatt es brav in die Mülleimer zu bringen, die Raben regelmässig jene Mülleimer nach Nahrung durchsuchen und den Unrat auch fleißig in der Umgebung verteilen, wäre das sinnbefreit, die Komposthäufen zu entsorgen, ich solle nur drauf achten, nur Grünschnitt einzufüllen, um es ihnen nicht noch angenehmer zu gestalten.

Hei ei ei, dann wurden gleich die Vogelfütterungsstellen abgeschafft, weil das auch die Ratten zusätzlich anlockt. Ok. Aber ich merkte recht schnell, dass meine Haus- und Hofratten wohl offensichtlich mehr auf Pizzareste, Süßkram und Leberkässemmeln standen als auf meinen Kohl oder den Schnittlauch, weil mein Gemüse wurde nie angefressen oder gar weggefressen? Stadtratten, die haben bestimmt auch alle schon das Metabolische Syndrom, Diabetis und wer weiß was für welche Zivilisationskrankheiten und da denen ihre Gesundheit richtig egal zu sein scheint, war meine Aufgabe, sie aus meinem kleinen Idyll zu bekommen. Was dazu führte, dass es mal im Frühjahr verdächtig nach Verwesung stank aus einem der Komposthäufen…mir war klar was ich da finden würde, wenn ich sie ausgraben und in die Mülltonne entsorgen würde.
Nein, ich werde mich nicht davon unterkriegen lassen und baute trotz allem für meine kleinen zarten Tomatensprößlinge ein neues Rankgitter in den ersten halbwegs warmen Frühlingstagen und bereitete die Tomatenbeete und die großen Wannen für die Paprikas vor. Beseitigte die heftigen Schäden die der viele Schnee hier im Dezember angerichtet hatte. Der viele nasse Schnee ließ den alten Rosenbogen mit samt dem Blauregen zusammenbrechen und ich war in den Frühlingsmonaten gut damit beschäftigt, alles zu entsorgen und nutzte diese Zeit gleich für ein großes Tabularaza im hinteren Eck des Gartens, ich zügelte den Efeu massiv und machte Platz dort für die Blühplanzen in dem Eck, weil im restlichen Garten ja nur noch Platz fürs Gemüse war, sollte es wenigstens hier herrlich blühen und die Nachbarn sollten sich an an der herrlichen Blütenpracht erfreuen….bevor sie über eine tote Ratte stolpern.


