Wie alles begann….
Den Glücksdrachen erreichen – Aus dem Leben einer Durchschnittsdeutschen – der Start
„Das Wochenende, kaum erreicht, enttarnt sich als allwöchentliches Gulag. Da will man sich von den Strapazen der üblen Woche erholen heißt es samstags Früh, raus aus den Federn, der Wochenendeinkaufswahnsinn will erledigt werden. Danach warten Toilette und Bad mit der wöchentlichen Reinigungsaktion, die gern und oft zu Gunsten des Rasenmähers nach hinten verschoben wird. Schließlich ist heute das Wetter so gut und trocken ist es auch, also wird schwupps der Rasen gemäht und der Garten auf Vordermann gebracht; wohnt man ja schließlich in einer Wohnanlage, nicht dass die Nachbarn maulen.
Zwischendrin schnell noch was kochen, nebenher die Einkäufe wegräumen, einfrieren, die Wäsche waschen, aufhängen. Zum Essen nur kurz den Fernseher an – Nachrichten schauen. Ouh Mann Trump, da bleibt einem gleich das Fleischpflanzerl im Halse stecken…brrr…kaum fertig noch ein Milchkaffetschal und eine Apfel-Zimt Schnecke, bevor der nächste Punkt auf der To-Do Liste dran ist. Abends vor dem Fernseher die Bügelwäsche erledigt..wie? es ist schon 20:30 Uhr??…wo ist der Tag hin???
Ääätzend, das halbe Wochenende ist schon wieder weg. Mist, ich muss mich noch erholen, hab ich doch nur noch morgen, übermorgen geht der wöchentliche Wahnsinn wieder los, bis dahin muss ich mit allem fertig sein. Na, dann wenigstens ein kühles Blondes abends noch vor der Glotze und ein paar Schokostäbchen, Kekse, Nüsse, Schoki, boah zu viel Süßes, noch ein paar Salzstangerl…Durscht, ich muss in die Heia.
Tja, Sonntag… Auge auf – es schüttet: Ausflug gestrichen. Na egal, dann mach ich eben das Haushaltsbuch, die Überweisungen, kümmere mich um den Versicherungskram und beantworte die privaten Emails der letzten Woche. Leg die Papiere ab, räum im Büro mal auf, Mistel aus, saugen, wischen, Kühlschrank rauswischen, boah die Waschmaschine braucht eine Grundreinigung, ach des mach ma auch gleich mit…was du heute kannst besorgen…hm…schon wieder dunkel draußen….och neeee, der Sonntag auch schon wieder rum!
Hallooooo ich hatte noch keine Erholung, ich kam noch nicht dazu, war noch zu viel anderes zu erledigen, ich brauch aber noch Zeit zum Chillen! Mist! Scheiß Leben! Ich werde um mein Leben beschissen, das sollte eigentlich aus ganz anderen Dingen bestehen als nur dieser Orgakram, mich kotzt das so an!!! Woche um Woche dieser Kack! Ich will hier raus!
„Hallo hallo, bist du auch so genervt von der Enge der Stadt, die Menschen, die Massen, hast du das nicht satt. Ich kann nicht mehr atmen, seh kaum noch den Himmel, die Hochhäuser haben meine Seele verbaut. Bin immer erreichbar und erreiche doch gar nix, ich halte es hier nicht mehr aus…lass uns hier raus….“…ich liebe diesen Song von Revolverheld, er spricht mir aus der Seele. Ich brauche dringend Urlaub…und irgendwie hab ich einen ganz unguadn Magen, der Süßkram muss weg.“
Tja das allwöchentliche Theater das die Herzrhythmusstörungen befeuert, die Divertikulose, die Gleithernie, der Arthrose gefällt das Programm auch ganz besonders gut und das Übergewicht, na ja, das weis man ja selbst aus eigener mehr oder weniger stark ausgeprägten Erfahrung.
Ok, spätestens jetzt treten die ersten Wehwehchen (meist Kopf- und Nackenschmerzen) auf, die in Phase 1 erstmal beharrlich mit Schmerztabletten bekämpft werden. „Das ist der Stress!…nächstes WE bekomme ich das hin, dann wirds besser. Klar“.
Boah die Hosen werden so eng, ich muss abnehmen, aber wie bei dem Stress? Ab jetzt gibts keinen Süßkram mehr!“ Der Vorsatz hält dann 30 min bis zur Arbeit, wo die Kollegen ihren Geburtstag ausgeben oder noch Reste der letzten Schoko-Gummibärli-Kekse Schlacht übrig sind. Ich bin genervt, weil ich einen nicht eingeplanten Telefondienst vom Kollegen mit übernehmen muss, der Krank ist oder „schnell“ einen Gleittag gebraucht hat, dann hat man noch so anstrengende Kunden dran, denen man vom Urschleim aus an, alles erklären muss…“ich brauch noch einen Kaffee, Gott sei Dank sind noch Schokokekse da, brauch Nervennahrung, sonst werd ich unguad.“
Mittags tut mir der Rücken vom vielen sitzen weh….“oh heute ist Mittwoch, super Schnitzeltag, perfekt, also ein plattgewalztes Schweinderl hätt ich gern in knuspriger Panade“…das Leben ist schön. 13 Uhr…ouh Mann, irgendwie fallen mir die Augendeckel runter, bin wohl gestern viel zu spät in die Falle gehüpft. Na heute mach ich früher Schluss, fahr ich vor dem Stau heim und geh heute früher ins warme kuschelige Bettchen..perfekt. 15:30 Uhr Dienstschluss, nix wie weg und Heim, der Feierabend ist mein. Kaum auf dem mittleren Ring – Stau. Hey ihr Vollpfosten, wo kommt ihr denn alle her? ihr seid zu früh..so ein Mist! Ohne euch wär ich in schnuckeligen 11 min daheim…..grrrrr…. Nach 55 min Stopp and Go (egal ob auf dem Ring geblieben oder per Schleichwegerl an gefühlten 30 Ampeln mit Rotphasenhopserei) endlich in der heimischen Tiefgarage angekommen, erstmal aus dem viel zu tiefen Auto in der engen Garage geschält. AUA…Drecksknie, was ist jetzt schon wieder los? Ab zum Eingang gehumpelt und noch Post geholt und schon wieder tief in Gedanken: boah ich hab so einen Hunger, ich mach mir jetzt noch lecker Pasta!
Ganz freudig erregt, stoppt mich der Nachbar und drückt mir eine Story rein, die mir aber jetzt sowas von am A…. vorbei geht. Ich muss aus den engen Klamotten raus, mir ist so warm. Ich mach mich jetzt gleich nakkisch, schmeiß mich in meine Wohlfülleggins…. und dann Pasta….der Tag fiel wieder mal in die Kategorie „hat nicht stattgefunden“, jetzt mach ich‘s wieder gut..denn: Nudeln machen schließlich glücklich…und wieder fall ich todmüde und mit saurem Aufstoßen ins Bett.
Halt…vorher noch eine Prantoprazol rein, gegen das Sodbrennen, so schlaf ich besser. Am nächsten Morgen: Ei, ei ei, mich hat der Panzer überrollt heute Nacht, des Knie tut so weh…ouh Mist, ist ganz dick….mein Rücken! erstmal hoch, ein Tässchen Kaffee, ein Stündchen sitzen und das Morgenmagazin werden es schon richten. Hm, der saure Magen ist irgendwie auch noch da, ich brauch ’ne Pille, kann den Kopf gar nicht drehen, hab mich heute Nacht mächtig verlegt. Egal, Pille rein, los gehts.
bis sich alles änderte…