Sabotage

Sabotage

Eines meiner dringlichsten Probleme war zweifellos meine Ernährung. Gut sichtbar an den Fettpölsterchen um die Hüften und der Diagnose einiger Ärzte „die adipöse Patientin“ führten mir zusammen mit den hartnäckigen Blähungen oft genug vor Augen: Da stimmt was ganz gewaltig nicht in deinem Kopf. Mir war ja zu dem Zeitpunkt schon mehr als deutlich bewusst, dass es an meinem Kopf liegen musste, hatte ich ja schon bewiesen, dass ich in 6 Monaten locker 20 Kilo abschmeißen konnte. Das praktische Umsetzen war nicht das Problem. Durchhaltevermögen und die richtige Technik hatte ich drauf, nur das „danach“ nicht, sprich das Gewicht auch zu halten. Der JoJo-Effekt kam zu gern schleichend.

Gerade wenn die Tage anstrengend wurden hatte ich ganz ganz dringend das Bedürfnis mich auf die eine oder andere Art belohnen zu müssen. Meist mit Essen, weil ich das Gefühl hatte, dass mir Essen gut tat und es mir danach meist besser ging. Die Schmerzen in den Füßen und allen dazugehörenden Gliedmaßen ließen recht schnell nach und der Streß des Tages viel mit dem Teller leckerem Essen wie wundersam von mir ab. Und so schlich sich langsam aber stetig ein Kilo nach dem anderen wieder auf die Hüften und man war in dem 2. Halbjahr wieder dort, wo man nie wieder hin wollte. Nachdem das aber nicht nur mir, sondern auch vielen Leidensgenossinen und Genossen um mich rum auch passierte, schwante mir bereits, dass da mehr in meinem Kopf saß, als es mir bewusst war.

Also begann ich damals mit der Meditation, um Herauszufinden, was mich da sabotierte, weil bewusst war es mir nicht. Bei einer meiner tieferen Meditationen erkannte ich schmerzhaft, dass ich mein Trauma aus der Kindheit, dass ich als Kleinkind lange Zeit alleine in einer Klinik verbringen musste, absolut nicht aufgearbeitet, sondern nur erfolgreich verdrängt hatte, nur war mir das so nicht deutlich, dass dies evtl. was mit meinem Gewichtsproblem zu tun haben könnte? Nach dieser Erfahrung war mir klar, dass ich massiv durch Verlustängste auch heute noch gesteuert und getriggert werde, die mir damals meinen Alltag gern zur Hölle machten, ohne das mir das bewusst gewesen wäre.

Dank dem Hörbuch „Mich selbst lieben Lernen“ von Robert Betz, wurde mir das deutlich. Er erklärt darin so klar, warum wir diese Erinnerungen aus der Kindheit verdrängen und was mich da unterbewusst massiv steuert. Durch die Meditation, war mir jetzt schon mal bewusst, ok meinen Verlustängsten darf ich mich jetzt stellen und ich erkannte täglich, in welch vielfältigen Formen sie sich manifestierten und mich steuerten. Ich erkannte meine eigenen Reaktionen darauf und mir wurde sehr schnell deutlich, woher mein „Hamsterrad“ seine Energie bekam und ich erkannte: MIST! es ist gar nicht der Kollege, die Chefin, der Depp im Auto vor mir…ich bin es, ich allein, weil ich schon wieder nicht gemerkt hab, das mich meine Ängste steuern, kacke!“ Ok ich hatte den „Stein der Weisen“ für mich gefunden, nur was anfangen mit der neuen Erkenntnis? Wie krieg ich das jetzt umgesetzt, dass ich das frühzeitig erkenne und ändern kann? Erkennen kann ich sie durch mehr Achtsamkeit, daran trainierte ich ja schon fleissig bei der täglichen Meditation…ändern…der Weg war mir noch nicht so ganz klar.

Weit dringlicher als nur das Gewichtsproblem durch die falsche und viel zu üppige Ernährung, war das gesundheitliche Problem. Zu der Zeit schlitterte ich ja von einem oft massiven gesundheitlichen Desaster ins Nächste, von der Divertikulose zur Hand-OP, weiter über eine große Herz-Op, einer Hiatus-Gleithernie über zwei große Fuß-OP’s zu den unzähligen Besuchen bei den Hausärzten und meinem Chiropraktiker, der mit einer Engelsgeduld meine gefühlten 150 Baustellen nach und nach abarbeitete, um mich halbwegs aufrecht zu halten. Ich habe ihn wirklich gern, aber zuviel war einfach zuviel. Ich hatte sowas von die „Schnauze voll“ davon, kaum hatte er mir meine Blockierungen gelöst, stellte sich 2 Stunden später die selbe Blockade mit einem „meet and greet“ wieder ein. Es musste sich ganz schnell was ändern! Also beschloss ich, ok, ich fang mit der Ernährung an, wenn ich es nicht hin bekomme, die Menge zu reduzieren, weil ich mich permanent aufgrund der Psyche selbst boykottiere, darf ich die Zusammensetzung des Essens anpassen, damit ich mir wenigstens Gesundes hinter die Kiemen schiebe.

Ich hatte einen Plan.

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